An der Westseite der Esplanade. Diese Häuserzeile mit den Arkaden wurde nach 1807 von den kaiserlichen Franzosen geplant und ist typisches Beispiel jener Epoche. Sie erinnert stark an die aus derselben Zeit stammende Pariser Rue de Rivoli. Das Liston ist heute der Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens: wer tagsüber sehen und gesehen werden will, muss hierher kommen. Es gibt Zeitschriften und Tagespresse an den nahen Kiosken, Kaffee und Ouzo in den einschlägigen Cafés. Hier verfolgen Sie am frühen Nachmittag, Ingwerbier trinkend, Kricketweltmeisterschaftskämpfe. Vor Ihnen werden Musikkapellen, Majoretten, dieProzession des Hl. Spiridon vorbeidefilieren. Hier wird der Einheimische nach Jahren einen alten Mitschüler oder einen Kameraden aus der Wehrdienstzeit zufällig wiedertreffen. „Lista“ bedeutet im venezianischen Dialekt ursprünglich eine „lange gerade Holzlatte“, davon deutsch „Leiste“, und im übertragenen Sinn eine absolut gerade Strasse. Da man auf Holzleisten auch Namenskataloge zu erstellen pflegte, hieß „Lista“ auch „Liste“. „Liston“ ist die Vergrößerungsform davon, also „große Leiste“. In jeder Stadt der Republik Venedig wurde die jeweils größte gerade Strasse so genannt, so gibt es die Liston-Strasse in Venedig am Markusplatz. Als diese Häuserzeile 1807-1814 von den Franzosen in Korfu gebaut wurde, gab es die Republik Venedig als Staat schon nicht mehr, aber im Wortschatz der Korfioten lebte das Wort mit vielen anderen weiter, so wurde die neue gerade Strasse mit dem Namen „Liston“ belegt.